Es geht auch anders! Besuch beim schwedischen Sonderweg im Umgang mit Covid19

Können wir Schweden mit uns vergleichen? „Aber das können die doch nur machen, weil sie so dünn besiedelt sind.“  Das wird uns zuerst entgegengehalten, wenn die Gespräche auf den Sonderweg Schwedens kommen. Stimmt auf den ersten Blick, die 10,7 Millionen Schweden verteilen sich auf der fünffachen Fläche Deutschlands. Auf den zweiten Blick leben die 2 Millionen Stockholmer wie in anderen Großstädten (Göteborg oder Malmö) wie in allen Großstädten in engen Mietwohnungen, fahren mit der U-Bahn und Bussen umher, bringen Kinder in die Schule und kaufen im Supermarkt ein. Hier unterscheiden sie sich nicht von Berlinern oder Hamburgern. Eine Woche über Weihnachten 2020 tauchte ich ein in das im Vergleich zu uns doch sehr entspannte Alltagsleben Stockholms. Zur Faktenlage: Schweden hatte 9667  Tote zum 12.01. zu beklagen. Vor allem im Frühjahr, als die Sterblichkeit durchaus das Doppelte der deutschen aufwies, starben 70% davon in Altenheimen, wodurch auch der Altersschnitt eher bei 86 lag (Deutschland 82). Das ist tragisch und wird…

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Kontaktsperre und was dann? Zur Wiedergewinnung des demokratischen Diskurses

Hier möchte ich in der aktuellen Corona-Lockdown - und nun wieder Lockerungs-Diskussion - diesen offenen Brief veröffentlichen. Eine umfassende Digitalisierung scheint ja für viele der Ausweg zu sein, um sich endlich "adäquat social distanced" verhalten zu können: Schulunterricht kann doch ohne Probleme in die heimische Küche verlagert werden, Teamsitzungen, Besprechungen, Seminare und Fortbildungen gehen doch auch online, per zoom, moodle und wie die ganzen Plattformen heißen. Nein, dies sind alles rudimentäre, sehr ungenügende Wege des Austauschs, bisweilen geeignet für einfache sachliche Klärungen oder Visualisierungen von Vorträgen. Gruppendynamische Prozesse, emotionale Betroffenheit, echter Diskurs kann hier kaum stattfinden: soziales Lernen, emotionale Tiefe, spontane Rückmeldungen (die meisten Pädagogen wissen, daß diese Komponeneten erst die Verankerung der Inhalte zur Voraussetzung haben), finden im home- oder Küchen-Office kaum statt. In den Plattformen der Videokonferenzen hat der Moderator den Button "Alle stummschalten", so daß er selbst ohne Interferenzen sprechen kann. Das wünscht sich sicher der eine oder andere Lehrer in seiner Schulklasse auch. Endlich können…

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Hasskommentare und was Freud dazu sagen würde

Inzwischen, als eine Errungenschaft des Internets, kann sich jeder und jede von seinem heimischen Sofa aus, zu allen möglichen gesellschaftlichen Themen äußern. Zumindest für den - vermutlich letztlich doch kleinen Teil der Gesellschaft - stellen Twitter, Facebook und Instagram eine beliebte Spielwiese zur Verfügung, in der Mensch sich mit seinen Meinungen und Haltungen austoben kann. Fernsehen und etablierte Presse greifen auch die absurdesten Nachrichten auf und schreiben gerne, „die sozialen Medien meinen....“, So kulminieren Empörungswellen und Solidarisierungen mit Unbekannten. Jetzt ist die Überraschung groß, dass zunehmend Hasskommentare, Verleumdungen, gezielte fakenews, Morddrohungen immer stärker die öffentliche Debatte zu dominieren zusammen beginnt. Eine vielfach unterirdische Ausdrucksgemeinschaft. Wen wundert es, dass eine extrem zugespitzt verächtliche Botschaft größere Aufmerksamkeit erzeugt als eine differenzierte Reflexion. Das was schon auf dem Schulhof so. Sigmund Freud analysierte die menschliche Seelenlandschaft und schuf mit der Unterscheidung der psychischen Instanzen des ES, des ICH und des ÜBER_ICH ein anerkanntes und immer noch zutreffendes Persönlichkeitsmodell. Das ES umschreibt unsere…

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Ein kurzer Hoffnungsschimmer

Ein ganz normaler Donnerstag! Eine kaum zu Enttäuschung fähige Sprachcomputerstimme der Hotline eines großen Digitalkonzerns hängt 2 mal auf, nachdem ich meinen Sprachauftrag „direkter Vertrag“ zu aggressiv in die Muschel plärrte. Meine abgefragten Daten wollte sie bei ruhiger Stimmlage einfach nicht akzeptieren, habe sie wohl mehrmals zum millisekundengetakteten Zeitpunkt entweder zu schnell oder zu langsam loswerden wollen. Mit einem Techniker einen Termin zu vereinbaren, kostete mich „nur“ eine gute halbe Stunde, plus darauffolgenden 5 sms zur Termin-Bestätigung, Neu-Verschiebung, abermaliger Bestätigung, Feedback-Aufforderung und Auftragsabschussmeldung. Ganz normaler Digital-Hotline-Alltag. So gewohnt wie ärgerlich und zeitfressend in unseren algorithmischen Zeiten. Weitreichender fällt unser digitaler Diskurs in der öffentlichen Wahrnehmung inzwischen in zwei Extreme auseinander.  Da ist der Hoffnungsschimmer: Rezo und etliche weitere YouTubeR influencen uns mal nicht zum Kauf irgendwelcher kosmetika, sondern betreiben handfeste Politik: die etablierten Parteien scheren sich um tausende wissenschaftliche Erkenntnisse nicht die Bohne, indem sie so tun, als könnte man den Klimawandel auch erst 2040 mit konkreten Maßnahmen angehen…

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Appell zum Stopp des Mobilfunkstandard 5G

Aktuell werden in Deutschland die Lizenzen für den neuen Mobilfunkstandard versteigert. Geboten sind jetzt Anfang April 19 ca. 5 Milliarden. Eine erkleckliche Einnahme für den Bundeshaushalt, keine Frage. Da hier gerade politische und ökonomische Fakten geschaffen werden, die nur sehr schwer wieder rückgängig gemacht werden können, möchte ich nochmals auf die Strahlungsgefährdung durch 5G aufmerksam machen. Auf der Seite https://www.5gspaceappeal.org/the-appeal ist der Appell für einen Stopp des 5G-Standards zu lesen, der sich in großer Systematik auf 10 000 (in Worten zehntausend) wissenschaftliche Studien beruft, die die riskante Auswirkung von hochfrequenter Strahlung auf Menschen, Tiere und Umwelt aufzeigen. Die Erstunterzeichner sind keine Verschwörungstheoretiker oder abstruse Spinner eines Randgebietes der Forschung, sondern mit z.B. Annie Sasco, der ehemaligen Direktorin eines der führenden Krebsforschungs- und Rsikobewertungsinstitute in Europa, dem INSERM in Lyon, renommierte Wisenschaftler. Und natürlich vielen anderen, insgesamt 63000 Unterzeichnern bisher.

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Verlernen wir das Denken?

Einfluss der Digitalbeschäftigung auf unser Gehirn Verblöden wir mit der dauernden Digitalbeschäftigung vollkommen? Mit dem halbstündlichen Blick aufs Smartphone, mit den Stunden am Laptop und der sonstigen Organisation des vernetzten Alltags, was im Durchschnitt 3-4 Stunden ausmacht (das berufliche nicht eingerechnet)? Vermutlich nicht, aber es weisen doch viele Indizien darauf hin, dass wir mit dem drücken und wischen unser Gehirn sehr einseitig benutzen. Erhebliches Aufsehen erregte schon von ein paar Jahren Manfred Spitzer, der wahrscheinlich prominenteste Digitalskeptiker mit seinem Buch der „Digitalen Demenz“. Spitzer, Professor der Neuropsychiatrie, zählt eine Menge an Untersuchungen auf - und das sind keinen neue Erkenntnisse der Pädagogik und Psychologie - die belegen, wie unser Gehirn sich dementsprechend ausbildet, wie wir es von kleinauf durch unsere Tätigkeiten fördern. Bestimmte Hirnareale und Verknüpfungen verstärken (sogar vergrößern) sich, wenn wir die Orientierung fördern, beim intensiven Musizieren, bei logischen Denkanforderungen und generell beim Lernen. Spitzer kommt am entschiedensten zu dem Schluss, eine Smartphone-Betätigung für die Kinder deutlich einzuschränken,…

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Mobilfunkstandard 5G –

5G - Die Voraussetzung für das "Internet der Dinge" scheint ohne öffentliche Diskussion eingeführt zu werden! Schon im März 2019 sollen die neuen Frequenzen und Lizensen des neuen Mobilfunkstandards 5G durch die Bundesnetzagentur versteigert werden. Interessanterweise klagen die drei großen deutschen Bieter, die Telekom, Vodafone und Telefonica dagegen, nicht weil sie 5G nicht wollen, sondern weil Ihnen die zentrale Auflage, bis 2022 die Bundesrepublik flächendeckend zu versorgen, zu ambitioniert erscheint.Zur Technik und Physik von 5G werde ich hier nichts weiter schreiben, das kann in unzähligen Foren und Seiten nachgelesen werden, z.B. https://www.telekom.com/de/konzern/details/das-ist-5g-350940 Wo bleibt die öffentliche Diskussion? Mich beschäftigt hier die Frage, wieso zu diesem hochgradigen technischen Quantensprung mit erheblichen Auswirkungen auf den Menschen, die Landschaft und das angepeilte Verhalten keine öffentliche Diskussion wahrzunehmen ist. Vorangetrieben wird dieses 5G mit dem erklärten Ziel, das "Internet der Dinge" zu realisieren: autonome Autos, smart-home-Entwicklungen, selbst kommunizierende Maschinen und Fabrikanlagen, sowie Alltagsdinge, Dünge- und Saatentwicklungen in der Landwirtschaft ("Internet bis zur letzten…

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Wo bleibt der Aufschrei der Frauen?

Ein zentrales Thema unserer Zeit - notwendigerweise und längst überfällig, und das nicht erst seit "Me-Too", sondern seit 40 Jahren - ist die möglichste Gleichstellung der Frau: Gefordert werden gleiche Löhne, 50% aller Sitze in Parlamenten für Frauen, eine 30%ige Frauenquote in Aufsichtsräten...und...und. Und das ist gut so! Arbeitsverteilung im digitalen Haushalt Aber????!!!! Wie steht es um das weibliche Geschlecht und die Digitalisierung? Erste Erfahrungen aus meinem Umfeld, aus Supervisionseinblicken in sehr viele Arbeitsbereichen und Organisationen zeigen mir, dass es zu einem erheblichen Teil die Männer sind, die der Motor des permanenten digitalen Updatens sind. Wer in den vielen Partnerschaften und Ehen sorgt sich um ein funktionierendes Wlan in den Wohnungen und konfiguriert dessen Schutz? Wer verschwindet beim gemeinsamen Einkauf am liebsten in einem Elektronikfachmarkt und kommt zur Konsumbefriedigung mit dem neuen power-pack oder eines Gimmicks, das an einem Ende ein Kabel hat, heraus?Wer meint, beim Joggen jeden Kilometer und jede Pulsschlagerhöhung digital aufzeichnen zu sollen?Wer fühlt einen gewissen…

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Supervision und Coaching

Aus dieser Perspektive des selbständigen Supervisors und Coaches seit über 25 Jahren betrachte ich die hier skizzierten digitalen Entwicklungen. Dies bedeutet, daß ich im Laufe meiner Beratungstätigkeit tieferen Einblick in fast alle beruflichen Bereiche hatte und habe: Polizei und Politik, Verwaltung und Gesundheit, Industrie und Handwerk, Soziale und psychiatrische Einrichtungen, Schule und Kindergarten und...und...und. Das bedeutet auch, daß hier nicht selten Konflikte Auftragsgegenstand sind, die mir insofern auch spiegeln, welche Themen und Anliegen, Überforderungen und Probleme, Erschöpfungen und Entwicklungen die Menschen im digitalen Zeitalter haben. Klar ist auch, daß die Digitalisierung einhergeht mit einer durchgreifenden Beschleunigung vieler Lebens- und aller ArbeitsprozesseVerdichtung der ArbeitsaufgabenÖkonomisierung vieler TätigkeitsfelderDequalifizierung, d.h. komplexe Aufgaben werden von immer geringer Qualifizierten bewältigt

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Typologie digitaler (In-)kompetenz

Wer hat denn in unserer Gesellschaft (wird dies in anderen Gesellschaften vollkommen davon abweichen?) welche Kompetenz? Was sind User, Nerds, Hacker? Was für ein Typ bin ich? Ich würde die Menschen mit dem Blickwinkel auf deren Fähigkeiten im digitalen Zeitalter zunächst einmal in 5 grobe Typen unterscheiden: Da sind zunächst (von unten her betrachtet) Digitalverweigerer: Geschätze 5-10 % der Bevölkerung (und zunehmend weniger) verweigern sich der digitalen Welt. Sie sind stolz darauf, kein smartphone zu benutzen, "googeln" nicht, sondern schauen in Lexika. Der eine oder andere benutzt durchaus das Internet sparsam, ist befremdet und bisweilen überfordert, wenn schon wieder ein Handgriff, ein Ticket, das er lösen möchte (Bahn-Fahrkartenautomat) oder ein Kontakt (Sprach-Assistent bei der Versicherung: "drücken sie die 1 für.....") nur digital zu benutzen ist. Alltagsnutzer: Geschätzte 60 % der Bevölkerung. Nach anfänglichem Zögern und Skepsis lassen sie sich von den angebotenen Features und Annehmlichkeiten in Bann ziehen. Haben sie mal googlemaps in der Anwendung verstanden, haben sie mal…

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